Der Mann, den er braucht Kapitel 1

Keith

„Gestern hat er mich gefragt, ob ich denke, dass er das Haus babysicher machen muss, um die Erfahrung realistischer zu machen.“ Ich mochte Blake … verdammt, ich mochte den dummen Mann vielleicht sogar so sehr, dass ich ihn lieben könnte, aber das …

Wes schnaubte, legte sich zurück und streckte sich auf dem Teppich vor der Couch aus. „Hat er einen Scherz gemacht … war er sarkastisch oder so?“

„Nein.“ Ich seufzte. „Das ist das Verwirrende daran. Er hat es ernst gemeint.“ Und ehrlich, ich dachte, ich hätte ihm gut genug erklärt, worauf ich stehe, damit er es versteht, aber nach einigen seiner Kommentare war ich mir da nicht mehr so sicher.

Wes rollte mit den Augen. „Er weiß doch, dass es nicht wie Magie ist, bei der du dich in ein seltsames außerirdisches Kleinkind verwandelst, oder?“

Hoffentlich.

„Er ist sehr wörtlich.“ Und irgendwie spießig.

Wes sah mich an, als hätte ich Wahnvorstellungen. „Ich bin mir nicht sicher, ob das das Problem ist.“

„Er versucht es.“ Das sah nach einer Katastrophe aus, die nur darauf wartete zu passieren. „Kein Alkohol mehr für mich.“

Wesʼ Blick fiel auf die Margarita in meiner Hand und er hob eine Augenbraue. Ich winkte mit meiner freien Hand ab. „Das zählt nicht. Ich meinte, kein Alkohol mehr in der Nähe von Blake.“

Lachend setzte sich Wes auf, schlug die Beine übereinander und sah aus wie ein Kind im Kindergarten. „Du weißt, dass du ihn darauf ansprechen wolltest. Alkohol senkt nur deine Hemmungen.“

„Ich brauche meine ʼfangenheit.“ Ich schaute auf meinen Drink und dann wieder zu Wes und runzelte die Stirn. „So etwas gibt es nicht mehr.“

Kichernd schüttelte Wes den Kopf. „Nein, ich glaube, du brauchst mindestens noch einen, bevor du bereit bist, mir zu sagen, worüber du dir wirklich Sorgen machst.“

Blöd aussehen.

Blake denken zu lassen, ich sei ein Freak.

Blake zu sagen, wie heiß er war, wenn er frustriert war.

Die Liste war endlos.

„Ich bin nicht besorgt. Er treibt es nur zu weit. Er steht doch gar nicht auf Kink.“ Schlug man im Wörterbuch ‚Vanilla‘ nach, war daneben das Foto von Blake zu sehen.

„Ich weiß nicht, wie das geht.“ Wes stand auf und fing an, in seinem Wohnzimmer herumzulaufen. „Wie kann man in der heutigen Zeit, in der es Pride und Cons und sogar das Internet gibt, schwul aufwachsen und trotzdem so Vanilla sein?“

„Magie.“ Das war das Einzige, was mir einfiel.

Wes schaute mich an, während er auf und ab ging, und schüttelte den Kopf. „Man muss schon hart daran arbeiten, um so langweilig zu sein.“

„Er ist nicht langweilig. Nur …“ Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte.

Blake war nun knapp über 30 und der Typ in der Schule gewesen, der immer alles im Griff hatte. Er war beliebt, aber nicht, weil er etwas Unerhörtes tat. Die Leute mochten ihn einfach. Es war ihm nicht leicht gemacht worden, aber es war auch nicht schwer gewesen. Seine Eltern waren der Country-Club-Typ, aber sie hatten sich nicht um seine Sexualität gekümmert. Sie machten sich mehr Sorgen um seine Zukunft und einen guten Abschluss.

Natürlich bedeutete die Planung seiner Zukunft, nicht viel zu feiern sondern viel zu studieren, also hatte er keine Zeit, die seltsamen Seiten des Internets zu erkunden oder zu Prides zu gehen.

Wes schnaubte. „Langweilig.“

„Nein, er konzentriert sich auf seine Karriere und solche Dinge. Nicht, dass er ein Workaholic wäre, er schenkt mir Aufmerksamkeit und ich weiß, dass ich ihm wichtig bin. Er hat sich nur nie als besonders kinky gesehen.“ Die meiste Zeit hatte ich auch Schwierigkeiten, ihn als kinky zu sehen.

Er war bei allem, was er tat, so vorsichtig. Ich hatte das Gefühl, dass das ein Überbleibsel seiner Erziehung war. Blake musste wissen, dass es in Ordnung ist, er selbst zu sein und Dinge zu erforschen – aber ich war mir nicht sicher, ob gerade Ageplay das Beste für ihn war, um damit anzufangen.

Vielleicht bei einer Pride-Parade oder in einem der Clubs in der Innenstadt.

Wes zuckte mit den Schultern. „Er hat wirklich wie ein Daddy ausgesehen, als wir seine Geburtstagstorte angezündet haben.“

Meine Augenbrauen gingen hoch und ich warf Wes einen Blick zu. Er seufzte. „Gut, als ich den Kuchen in Brand steckte.“

Er wollte mir nicht die Schuld an diesem Desaster geben, auch wenn Blake wirklich heiß ausgesehen hatte. „Ja, das hat er.“

Als er merkte, dass niemand verletzt war, warf er uns beiden einen Blick zu, als ob wir eine Menge zu erklären hätten. Das hätte mich nicht hart machen dürfen. Und wenn ich etwas anderes als diese verdammten Basketballshorts getragen hätte, hätte er es nicht gemerkt.

Das hatte das ganze betrunkene Verhör in Gang gesetzt.

„Er ist nicht schreiend davongelaufen, also würde ich mir keine Sorgen machen, wie ernst er es nimmt.“ Wes kam rüber zur Couch, rollte sich neben mir zusammen und legte seinen Kopf an meine Schulter. „Es wird alles gut werden. Ich hätte gewettet, dass er Fersengeld gibt, wenn er davon hört. Da er noch hier ist, sind deine Chancen drastisch gestiegen.“

Ich rollte mit den Augen. „Danke für deinen Vertrauensbeweis.“

Ich war sarkastisch, aber er grinste nur. „Gern geschehen.“

„Arschloch.“

„Aber ich bin das Arschloch, das schon immer dein bester Freund war, also hast du mich am Hals.“ Wes gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er aufsprang und wieder damit anfing, auf und ab zu laufen.

„Was hast du genommen?“ Er war schon immer hibbelig gewesen, aber ihn durch sein Wohnzimmer tigern zu sehen, machte mich seekrank.

„Nichts.“ Aber er holte tief Luft und setzte sich vor mir auf den Boden. „Ich habe nur zu viel Koffein getrunken. Ich war heute schon zweimal in dem Coffeeshop die Straße runter.“

Ich rollte mit den Augen. „Frag ihn einfach, ob er mit dir ausgeht.“

Wes ließ sich dramatisch nach hinten fallen und streckte seine Gliedmaße zu einem X, als ob er sich dem Gott der Idioten, die Heteros lieben, opfern würde. „Du bist wahnsinnig.“

„Ich bin nicht der Stalker.“ Wes war davon überzeugt, dass der ältere Mann, dem der Buchladen neben dem Café gehörte, der heißeste Mann der Welt sei, aber er war auch davon überzeugt, dass der Typ hetero war.

„Ich bin kein Stalker.“ Er fuchtelte mit der Hand herum, bevor er sie wieder auf den Boden fallen ließ. „Es wäre nicht so schlimm, aber ich habe heute Morgen hier auch schon Kaffee getrunken. Also bin ich ein bisschen aufgedreht.“

Kein Wunder, dass ihn die Drinks nicht aus der Ruhe gebracht hatten.

„Du musst dein Stalking oder das Koffein hier zu Hause einschränken, sonst explodiert dein Gehirn.“

Er hob seinen Zeigefinger in einer ‚warte-kurz‘-Geste. „Ich glaube, es ist eigentlich mein Herz, das explodieren wird. Aber ja, so oder so ein guter Rat.“ Er hob seinen Kopf an. „Ich kann immer noch mit Yoga anfangen. Das Studio ist auf der anderen Straßenseite und ich kann ihn dann vielleicht sogar sehen, weil sie so große Fenster haben.“

Das hatte er sich nicht gut überlegt. „Du musst beim Yoga stillsitzen.“

„Oh, ja.“ Sein Kopf fiel zurück und er seufzte. „Ich bin verdaaaaammt.“

„Ja.“ Es sei denn, er lernte den Kerl tatsächlich kennen.

„Also, da mein Untergang in Stein gemeißelt ist, werden wir uns auf dich konzentrieren.“ Er zappelte herum, bis er auf der Seite lag, stützte seinen Kopf mit der Hand ab und schaute mich an. „Wann ist das große Experiment?“

„Dieses Wochenende.“ Ich schloss die Augen und ließ meinen Kopf gegen die Rückenlehne der Couch sinken. „Morgen haben wir die erste Ageplay-Session.“

Wes gluckste. „Ahh, deshalb brauchten wir also eine zufällige Margarita-Nacht.“

„Ja, er hat gesagt, dass er alles organisiert, also machen wir heute Abend nichts mehr. Ich bin bei mir zu Hause schon ganz verrückt geworden.“ Wir waren erst seit sechs Monaten zusammen, doch irgendwie hatten wir fast unsere gesamte Freizeit miteinander verbracht.

Das war einer der Lichtblicke in der ganzen Sache. Blake hatte meine Fantasie nicht als Ausrede benutzt, um sich von mir zu trennen oder gar zu behaupten, er brauche etwas Abstand. Nein, nichts hatte sich geändert, außer dass er mich jetzt nicht nach meinem Tag fragte, sondern nach Babykleidung für Erwachsene.

Das war ein bisschen nervig.

„Es wird schon gut gehen.“ Wes lächelte mich an, als wüsste er, dass es perfekt sein würde. „Blake wird ein heißer Daddy sein.“

„Was ist, wenn er denkt, dass es verrückt ist?“ Ich nahm noch einen Schluck von meinem Getränk, als meine Augen anfingen zu tränen. „Ich hätte es ihm nicht sagen sollen.“

Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn ich ihn nicht so sehr mögen würde, aber er hatte einfach etwas an sich, das ich bei keinem anderen Menschen gespürt hatte. Trotz seiner verklemmten Planung und seinem strengen Blick war er das Süßeste, was ich je gesehen hatte. „Ich will ihn nicht wegen dieser Sache verlieren.“

Wes stand auf, kam wieder zur Couch und schlang seine Arme um mich. „Er nimmt das ernst und nicht als Scherz. Das bedeutet, dass er nicht zu sehr ausflippen kann. Aber ja, vielleicht wäre es besser gewesen, mit etwas Leichterem wie ein paar Klapse auf deinen Po anzufangen.“

Ich schnaubte, nickte aber gleichzeitig. „Er ist auch ohne kinky Sachen toll im Bett. Aber du hast recht. Ich wollte wirklich nichts riskieren, und es ist ja nicht so, dass ich etwas verpasse. Ich bin mit Vanilla zufrieden.“

Wes spottete. „Du bist meistens mit Vanilla zufrieden.“

„Mit unserem Sexleben ist alles in Ordnung.“ Blake war vers, aber die meiste Zeit toppte er, weil ich lieber unten war. Er konnte mich schneller in den Wahnsinn treiben als jeder andere, mit dem ich je zusammen gewesen war. Er achtete auf alles, was ich mochte, und auf jede Reaktion.

Wes seufzte und schüttelte den Kopf. „Wann hast du das letzte Mal den Hintern gespankt bekommen?“

Vor dreizehn Monaten, aber wer zählt schon mit. „Vor über einem Jahr.“

Wes umarmte mich. „Du machst einen Entzug durch. Das ist es, was passiert ist. Dein Gehirn ist kaputt.“

Da er genauso kinky war wie ich, verstand er, wie lange sich das für jemand aus der Szene anfühlt.

„Ich mag Blake und ich wusste von Anfang an, dass er traditionell ist. Das war einer der Gründe, warum ich nicht versucht habe, die Dinge zwischen uns zu forcieren.“

Wir kannten uns schon seit einigen Jahren, weil wir auf dem College mit den gleichen Leuten abhingen. Zwischen uns hatte es gefunkt, aber man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass er keine Lust hatte, andere Kinks zu erkunden. Also verdrängte ich alle Gedanken daran, wie heiß er war, und konzentrierte mich darauf, ihn als Freund zu sehen.

Das hatte ziemlich gut geklappt, bis wir beide zur gleichen Zeit Single wurden und ich in einem Club, in dem wir alle abhingen, einen Drink zu viel hatte. Musik und Alkohol sind eine schlechte Mischung. In der einen Minute tanzten wir noch, und in der nächsten hing ich an ihm wie eine billige Schlampe und sagte ihm, wie schön er sei.

Unnötig zu erwähnen, dass wir am nächsten Tag unser erstes Date hatten.

Und den Gedanken, dass er mich über seinen Schoß beugen könnte, hatte ich in den Hintergrund gedrängt.

„Nur weil er immer Vanilla war, heißt das nicht, dass er nicht neugierig ist. Er ist nur noch nie mit so etwas wie Ageplay in Berührung gekommen.“ Wes setzte sich auf und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht muss er nur einen Schritt zurückgehen, sich entspannen und später an dem Leder riechen.“

Nur Wes kann es so ausdrücken, ich lacthe leise. „Ich glaube, der Ausdruck heißt an den Rosen riechen.“

Er schnaubte. „Leder riecht viel besser als Blumen.“

Ich musste zustimmen. „Das ist nicht der Punkt.“

Er grinste. „Ja, das ist es. Du musst nur Blake dazu bringen, das auch so zu sehen.“

„Im Moment konzentriert er sich darauf, alles über Babysicherung zu erfahren und Markenforschung zu betreiben.“

„Marken?“ Wes legte den Kopf schief.

Ich bekämpfte den Drang, rot zu werden. Wir hatten keine Geheimnisse, aber manche Dinge waren trotzdem schwer zu besprechen. „Er möchte den Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Windeln für Erwachsene wissen, du weißt schon, was ich meine.“

„Oooh.“ Er nickte und schaute verwirrt, bevor er sich wieder auf mich konzentrierte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass er einer von diesen zwanghaften Elternteilen ist, die nur nach den besten Produkten suchen.“

Ich schaute augenrollend an die Decke und lehnte mich auf der Couch zurück. „Ich bin aber kein richtiges Kind.“

„Er wird das nicht so sehen. Ich wette, er würde dasselbe tun, wenn er nach Lederklamotten oder Ähnlichem suchen würde.“ Wes grinste. „Er muss dafür sorgen, dass sein Baby gut versorgt ist.“

Ich spürte, wie sich meine Wangen erhitzten, aber konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Das ist wirklich niedlich. Ich meine, solange ihn die ganze Sache nicht ausflippen lässt.“

Wes beugte sich zu mir und umarmte mich erneut. „Wenn ihn seine Internetrecherche nicht verrückt gemacht hat, dann musst du ihm einfach vertrauen.“

„Wer sagt, dass ich ihm nicht traue?“

„Du hast dich so angehört, du Idiot. Du machst dir Gedanken darüber, was Blake denken wird. Er hat gesagt, er hat kein Problem damit, aber du vertraust ihm nicht.“ Wes richtete sich auf und warf mir einen Blick zu, als wäre ich ein Idiot.

„Tu ich aber.“ Oder etwa nicht? „Er ist immer ehrlich, und wenn er sagt, dass er etwas tun wird, dann tut er es auch.“

Er war wie eine Art Pfadfinder.

Wes streckte sich auf der Couch aus und legte seine Beine über meinen Schoß. „Würde er dich dann anlügen, dass er damit einverstanden ist?“

Ich seufzte. „Nein.“

Ich schloss die Augen, legte meinen Kopf zurück auf die Couch und holte tief Luft. „Aber mit dem Gedanken daran, einverstanden zu sein, ist es etwas ganz anderes, als mich als Little zu sehen und für mich zu sorgen.“

Egal, was Blake über das Ageplay dachte, wenn er den Lebensstil analysierte, konnte er nicht vorhersagen, wie es sich anfühlen würde, wenn ich in einer Windel steckte und er mir ein Fläschchen gab.

Hatte er wirklich verstanden, was es bedeuten würde, mein Daddy zu sein?

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